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September
Balu als Schiffshelfer
Nun, mit Nachwuchs von Balu wurde es nun doch nichts. Kira war zwar scheinträchtig, auch rundgefuttert und hatte Milch, doch Babies kamen nicht zur Welt. Ich atmete doch etwas auf, denn für die alte Dame wären Welpen sicherlich eine große Belastung gewesen.Dafür wurde ein Spaziergang in Limburg an der Lahn für unseren arbeitswütigen Balu zum Erlebnis. Während wir nämlich am Wasser entlang bummelten, legte gerade ein größeres Schiff an und der Kapitän warf das Seil ans Ufer, mit dem das Schiff befestigt werden sollte. Es flog in hohem Schwung genau vor unsere Füße, und Balu sah das als Aufforderung zum Spiel an. Flugs packte er das Seil und spazierte mit diesem davon. Lautes Geschrei ließ ihn innehalten, denn am Land folgte ihm aufgeregt ein junger Mann, der das Seil entgegennehmen sollte. Lachend gab ich Balu das Kommando, das Seil erneut aufzunehmen und zu dem jungen Mann zu bringen, was er natürlich auch freudestrahlend machte. Dieser war völlig verblüfft über so einen arbeitseifrigen Hund, der ihm so schön helfen konnte, und zur Belohnung schüttete er ihm eine halbe Tüte Frolic hin, die er ruck-zuck aus seinem Rucksack herbei zauberte. Das ließ sich Balu nicht zweimal sagen, denn Futter liebt er jederzeit, und solche Mengen erhält er bei mir nie zur Belohnung. Ich ließ ihm diesmal den Spaß, und man kann sicher sein, dass er jetzt noch genauer aufpasst, wo er beim Anlegen von Schiffen helfen kann. Allerdings haben wir das Seilspiel schon länger in unserem Spiel- Programm. Balu beherrscht es, einen Gegenstand an einem Seil herbeizuziehen und auch aus der Tiefe am Seil nach oben zu ziehen, indem er im Wechsel seine Pfoten zum Festhalten benutzt und dann wieder mit den Zähnen zupackt und zieht.
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Zuerst lernte Balu das einfache Ziehen eines Seils
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....und dann wurden die Seile dicker, die er mit vollster Begeisterung herbei schleppt
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November
Hüten mit Wällern
Anfang November war es endlich soweit und wir, das sind drei Frauen mit 4 Hündinnen und einem Rüden, fuhren nach Lohra (Grossraum Marburg) zu einem befreundeten Schäfer, um zu beobachten, ob unsere Hunde noch Hütetriebe in sich haben. Schäfer Heinrich Elmsheuser ist ein Wanderschäfer, dessen Hunde eine über 1000köpfige Schafherde führen und hüten. Es ist immer wieder ein Erlebnis, so eine große Herde zu sehen und dann seine ausgebildeten Hunde in Aktion zu sehen.
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Vor gut 10 Jahren hatte ich meinen letzten Briard „Funny Yogi von der Bärenhöhle“ an seiner Herde zum Herdengebrauchshund mit Abschlussprüfung ausgebildet, und dieser Briard war der Ururgroßvater meines jetzigen Wällers Balu. Nun war ich gespannt, wie ein Wäller der 3. Generation auf Schafe reagieren würde, und so war auch Balus Schwesterchen Bernice mit von der Partie. Bernice ist eine Hündin, die schon sehr früh allem Beweglichen folgte, und ihre Besitzerin hatte gezielt darauf hingearbeitet, dass Bernice kein Jäger wurde. Nun, diese Mühe hatte sich bezahlt gemacht, denn Bernice nahm von den Schafen keinerlei Notiz!
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Sie schnupperte lieber im Grase herum und fand alles andere interessant. Erst am Ende des Tages, als wir hinter der vor uns ziehenden Herde hinterhergingen, wurde sie durch die Bewegung der Tiere plötzlich doch animiert und wurde zusehends munterer. Nun, ähnlich erging es mir mit Balu. Als gut erzogener Hund hatte auch er keinerlei Drang, auf die Herde zuzupreschen. Als ich ihn an der langen Leine, an die ich ihn zur Sicherheit für die Schafe erst mal angehängt hatte, in einer Furche an der einen Seite der Herde laufen ließ, wurde er aber zusehends interessierter an den Schafen, als er merkte, dass diese von ihm wegwichen, wenn er sich näherte. Interessant war, dass er die an diesem Tage vorhandenen Furchen zum Üben an der Herde, also anfangs eine echte Furche im Acker, dann eine Abgrenzung durch einen kleinen Graben und letztendlich nur die Teerstraße als Abgrenzung zur Wiese, auf der die Schafe weideten, sofort als Linie annahm und darauf hin und her pendelte, wie es sich für einen Hütehund gehört. Angespornt durch mein Lob und durch die Schafe, die auf seine Annäherung gut mit Rückzug reagierten, wurde er im Laufe des Tages immer eifriger. Dennoch ließ er sich mit Leichtigkeit zurückhalten und lenken, und ich konnte ihn bald ohne lange Leine arbeiten lassen.
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Auch eine sehr selbstbewußter Ziegenbock gehört zur Schafherde, der gerne austestet, ob sich ein Hund auch durchsetzen kann
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Man konnte deutlich erkennen, dass noch Hütetrieb vorhanden war, der in diesem Hund schlummerte und nur geweckt werden musste. Nun juckte es mich doch etwas in den Fingern, auch diesen Hund weiter auszubilden. Doch leider ist dafür viel Zeit notwendig, die ich im Moment nicht hatte. Doch noch mehr erging es meiner Freundin Kristin so, die mit ihrer Briard Hündin Fabi mitgekommen war. Diese Hündin begann nach kurzer Zeit, die wir nur an der Herde standen, am ganzen Körper zu zittern. Als sie dann endlich loslegen durfte, machte sie es in Kürze ganz souverän! Manche Schäfer brauchen Monate, bis ihre Hunde so reagieren! Auch Fabi, die absolut gehorsam ist, lief bald ohne Leine und der Hütetrieb war viel ausgeprägter zu sehen, als es bei Balu der Fall war. Diese sonst sehr quirlige Hündin lief bald gleichmäßig ruhig trabend an der Herde und schien ihren Lebensjob gefunden zu haben. Nun, jetzt wird Kristin wohl doch noch eine Schafherde kaufen müssen!!!
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Kristin mit Fabi
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Ja, und Ilka wusste nun, dass sie ihre weiße Schäferhündin beruhigt neben einer Schafherde laufen lassen kann, denn diese Hündin spazierte seelenruhig zwischen den Schafen auf der Wiese herum, ohne auch nur ein Auge auf diese zu werfen. Auch ihr Jungsporn, ein kleiner Hundemix aus Spanien, der immer gerne allem Beweglichen hinterher flitzt, konnte mit den Schafen absolut nichts anfangen. Es war mal wieder sehr interessant, die unterschiedlichen Reaktionen der Hunde zu sehen. Und das Fazit: Ein Hütehund, auch wenn er einer solcher Rasse angehört, ist nicht immer ein idealer Hütehund für einen Schäfer! Und eine entsprechende Aufzucht und Erziehung formt unseren Freund gewaltig!
Etwas anderes fiel mir an Balu allerdings doch auf. Er scheint zunehmend erwachsener und damit selbstbewusster zu werden. Nachdem er schon den Tag zuvor einen Rüden, der an unserem Haus vorbeiging, angeknurrt hatte, ging er an diesem Tag auf den Rüden des Schäfers los, weil ihm dieser bei seiner Arbeit in der Furche im Wege stand. Dieses Verhalten hatte ich ja bereits beschrieben, dass Balu, wenn er mit mir arbeitet, nicht gestört werden will und dabei auch aggressiv reagieren kann. Auch hier zeigte sich das wieder. Balu lief in einer Ackerfurche an einer Seite der Schafherde, und wir übten das selbständige Pendeln des Hundes an einer Seite der Schafherde. Der Hütehund des Schäfers lag etwas entfernt davon ab, rückte aber langsam immer näher an diese besagte Furche. Die Hütehunde erkennen schon sehr gut, dass hier ein anderer, auch noch fremder Hund, ihren Job macht und sind darüber auch manchmal sauer. Schließlich war er soweit vorgerückt, dass er fast in der Furche lag, in der Balu arbeitete. Einige Male lief Balu dann auch kommentarlos an ihm vorbei, doch dann stürzte er sich ganz plötzlich auf diesen Rüden. Möglicherweise hatte dieser die Distanz, die Balu noch duldete, überschritten. Wir riefen die beiden Hunde sofort zur Ordnung, was auch kein Problem war, und Balu konnte weiter in seiner Furche laufen. Aber interessant fand ich diese Reaktion doch. Später übte ich mit Balu an einer anderen Stelle, wo uns eine schmale Teerstraße als Feld-Begrenzung zur Herde zur Verfügung stand, noch einmal das Ablaufen dieser Grenze zur Herde. Hier arbeitete bereits eine der Hündinnen des Schäfers. Als ich mit Balu dazukam, beobachtete Balu sehr genau das Verhalten dieser Hündin. Die Hündin störte es nicht, dass Balu nun auch diese Grenze ablief, allerdings lief sie manchmal nur bis zu ihm und lief dann wieder in die andere Richtung, so als ob sie anerkannte, dass er diesen Part hier zur anderen Seite hin übernahm. Hier gab es auch keine Rangelei um die Arbeit, sie arbeiteten im Team. Balu beobachtete das Verhalten der Hündin immer wieder sehr aufmerksam, und ich konnte erkennen, dass er teilweise ein Stück mit ihr mitlief bzw. ihr nachlief, sodass seine Pendelbewegungen und damit der Abstand zu mir auch immer weiter wurde. Allerdings ließ er mich nicht aus den Augen und arbeitete sehr begeistert, weil ich ihn öfter lobte, weil er es so toll machte. Man kann ihn wirklich sehr leicht motivieren. Ich denke, wenn er einen guten Hütehund als Lehrer hätte, würde er noch schneller lernen, was ein Schäfer von einem Hütehund erwartet. An Balu wurde mir damit sehr deutlich, warum so viele Schäfer ihre „Neulinge“ mit erfahrenen Hütehunden einfach mitlaufen lassen und sie das Verhalten der anderen beobachten lassen. Sie lernen eben viel schneller das, was der Schäfer erwartet! Allerdings weiß ich aus Erfahrung, dass es nicht bei jedem Hund so funktioniert. Und es ist auch nur begrenzt sinnvoll. Denn der Hund muss natürlich die Kommandos zu den entsprechenden Aktionen lernen, und das muss der Mensch dann dem Hund klar machen.
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