T111

 

Kapitel 11.1. im Jahr 2004

Mai

Frisbee-Seminar und Wäller-Treffen

Unser jährliches Wäller Treffen fand diesmal in Wuppertal statt. Das war nicht so weit weg von unserer Heimat, und so kamen fast alle aus unserer Westerwälder Übungsgruppe, die von mir „Wäller Wirbelwinde“ genannt wird, auch dorthin.


Wenige Wochen zuvor war ich auf einem weiteren Frisbee Seminar in Köln gewesen, das Marcus Wolff und seine Ehefrau Sabine Bruns, absolute Frisbee-Experten, zusammen mit dem amerikanischen Frisbee-Crack Mark Jennings ausgerichtet hatten.
Hier wurde mir in unglaublicher Geduld und mit hervorragender theoretischer Beratung von Markus gezeigt, wie man diese runde Scheibe am effektivsten werfen kann.
Sabine zeigte mir noch einige praktische Tipps mit der Arbeit mit dem Hund, z.B. wie man dem Hund beibringt, dass er mit allen Vieren nach dem Absprung wieder auf dem Boden landet...
Mark zeigte mir u.a. bei meinem Hund, wie man die Scheibe richtig wirft, damit dieser einen exakten Luftsprung (Flip genannt) machen kann (was Balu auch sofort machte! - wenn eben ein Profi die Scheibe wirft!)
Weitere Fotos davon und die besten Infos zu diesem Sport (sowie auch weitere Infos, da die beiden gute Hundetrainer sind) findet man auf der Homepage von Marcus und Sabine unter
www.frisbee-fun.de.,bzw. unter crazy fly`n dogs.(leider Fotos von Balu seit 2007 wegen eines PC-Schadens nicht mehr)
Dann führte Mark mit seinem eigenen Hund Skyler einen lustigen Trick vor.
Der Hund kickte die Scheibe mit der Schnauze in die Luft, Herrchen fing sie auf und warf sie erneut!
Das fand ich so witzig, dass ich es sofort mit Balu ausprobierte.
Da Balu das Kommando kennt, seine Nase zu benutzen (er betätigt u.a. ja auch so den Lichtschalter), konnte ich ihm sofort klar machen, was ich wünschte.
Da war das Staunen groß. Hatte doch Mark, wie er daraufhin zu mir sagte, 6 Wochen mit Klicker-Training gebraucht, um seinem Hund das so beizubringen, und dann kam ich und machte das mit meinem Hund sofort nach!! Er konnte es gar nicht fassen.
Da war ich schon sehr stolz auf meinen Wäller!
Es war zwar noch längst nicht so perfekt wie Skyler,
aber es war immerhin ein Anfang!
 

seminar_mark_jennings

Hier sind die Teilnehmer des Frisbee-Seminars in Köln, links unten sieht man Sabine, Marcus und Mark.

Alles hier Gelernte gab ich natürlich sofort an meine Wäller-Truppe weiter, und wir übten das an den nur noch 2 Abenden, die vor unserem großen Wäller Treffen zur Verfügung standen.
Die Anfänger unter der Gruppe waren nach diesen beiden Abenden bereits in der Lage, mit ihren Hunden richtig Frisbee zu spielen, also so, dass ihre Hunde die Scheibe super aus der Luft fangen konnten.
Wer lernt hier schneller: Wäller oder Wäller Besitzer?
Mit unserer Gruppe machten wir dann jedenfalls auf dem Wäller Treffen eine wunderbare, gelungene Vorführung zu fetziger Rock-Musik, und wir hatten dabei alle unseren Spaß.
Ich denke, dass es den Zuschauern auch gefallen hat und wir einige Hundefreunde für dieses tolle Spiel mit dem Hund begeistern konnten.
Mit rund 50 Wällern, die einzeln vorgestellt wurden und entsprechend vielen Familien, die dazu gehörten, war unser Wäller Treffen in diesem Jahr schon eine recht große Veranstaltung geworden.
Balu genoss es, seine Artgenossen zu begrüßen und mit ihnen herumzutoben.
Dafür hatten wir diesmal eine schöne umzäunte Rasenfläche zur Verfügung.
Das große Schwimmbad, das hier auch zum Gelände gehört, war natürlich eine Besonderheit . Nachdem ich Balu erst einmal von einer Seite mit Treppen ins Wasser gelassen hatte, versuchte ich, ob er auch von der hohen Kante aus ins Wasser springen würde.
Ich warf dazu sein Schwimmtierchen ins Becken, und er sprang auch ohne zu zögern hinterher. Das mussten wir dann einige Male wiederholen, weil er, wie so oft, beim Spiel mit mir kein Ende fand.
Es ist für mich immer wieder erstaunlich, mit welcher Begeisterung dieser Hund alles tut, was man von ihm verlangt. Er hat einfach an allem nur Freude und umgekehrt ist es genauso. Wir erfreuen uns jeden Tag an ihm.

Juni

Ein Urlaub nur für unseren Liebling.
Es geht in deutsche Lande, in die Rhön und ins Elbsandsteingebirge zum Wandern. Das Wetter ist durchwachsen, und  das ist ideal für unseren Freund, der mit seinem dichten Fell doch unter Wärme durchaus leiden kann.

Wir hatten uns u.a. auch eine Wanderung über die Schrammsteine vorgenommen, bei der es auf den Höhen der Felsen über diverse Gitterrost-Treppen und Metall-Leitern geht.
Als wir an die ersten Leitern kamen, legte ich Balu zur Sicherheit ein Brustgeschirr um. Ich ging dann voran und Wolfgang sicherte den Hund mit der Leine am Brustgeschirr. Ich hatte etwas Sorge, dass er sich evtl. bei den senkrechten Leitern, die er auch abwärts klettern musste, überschlagen könnte.
Doch es war unglaublich, wie unser Freund begeistert schwanzwedelnd alle steilen Treppen und Leitern hoch und runter kletterte.
Ich bestand allerdings darauf, das er diese ganz langsam ging, und er hatte schnell begriffen, was ich meinte. Denn ein Fehltritt wäre für ihn verhängnisvoll geworden, wenn er von den steilen Wänden gestürzt wäre.
An einer Stelle verlief nur ein ganz schmaler Steg in der Mitte, auf dem nur gerade ein Pfotentritt Platz hatte, während rechts und links grosse Felsbrocken lagen, von denen aus es dann senkrecht viele Meter in die Tiefe abfiel. Erst wollte er auf die Felsen springen, statt sich durch den engen Pfad zu quetschen, doch er hörte auf meine mahnenden Worte. Er ging nun ganz langsam in dieser schmalen Spalte vorwärts, als ob er erkannt hätte, dass er vorsichtig sein musste.
Als ein absolut senkrechtes Leiterstück vor uns lag, dass extrem lang war und für ihn sehr schwierig abzuklettern gewesen wäre, sahen wir für ihn die Möglichkeit, dieses zu umgehen, indem wir ihn unter dem Steg hinweg über die Felsen schicken konnten. Das war für einen Vierbeiner leicht zu meistern, doch für uns wäre es schwierig zu klettern gewesen.
Doch Balu wollte nach so vielen Leitern gar nicht mehr von den Leitern weg. Ich lenkte ihn vorsichtig auf die Felsen, doch schwupps, war er wieder auf der Treppe. Witzig! Er hatte irgendwie begriffen, dass wir nur hier gehen sollten.
Es bedurfte einiger Überredungskünste, bis er begriffen hatte, dass in diesem Fall für ihn der Weg über die Felsen sicherer war.
Zu meiner grossen Erleichterung meisterte er diese Klettereien einfach super. Ich bebte wahrscheinlich innerlich mehr als er!
Es war doch ein grosser Vorteil, dass ich ihm bereits in jungen Jahren beigebracht hatte, meine selbstgebastelte Leiter hoch und runter zu gehen.
Allerdings hatte ich diese immer schräge an ein Hindernis gestellt, so steil wie hier, hatte ich sie  nie angelehnt.
Doch dennoch hatte er es hier prima gemeistert.
Ich war wirklich sehr stolz auf ihn!

Wolfgang mit Balu in schwindelnder Höhe

Tja, und dann ging es bei einer anderen Tageswanderung wieder mal viele Stufen rauf zum „Kuhstall“. Von dort geht es die sogenannte Himmelsleiter weiter hinauf auf eine Plattform.
Diese “Ziehharmonikaleiter” führt durch eine Klamm rund 100 Stufen hinauf.
Man hat gerade Platz für seine Schuhe und der Hund für seine Pfoten und flugs zog mich Balu schon die Treppe hinauf. Erst folgte ich ihm zügig, da ich mich mit der einen Hand an den rechts und links steil aufsteigenden Felsen festhalten konnte. Mit der anderen Hand hielt ich den Hund an der Leine. Doch plötzlich waren meine Arme zu kurz, um mich am Felsen abzustützen, und mir wurde je bewusst, wie gefährlich das war, was ich gerade tat. Rechts und links ging es tief hinab, kein Stützgeländer, an dem ich mich festhalten konnte. Wenn ich die Balance verlor, würde ich stürzen. Und den Hund konnte ich auch nicht festhalten. Wir würden beide hinunterfallen.
All das schoss mir panikartig in Sekunden durch den Kopf, während ich innehielt und den Hund an der Leine stoppte.
Was sollte ich nun tun?!
Da Balu nun sehr unbequem so schräge auf der Treppe stand, drehte er seinen Kopf und schaute mich an.
Wieder überkam mich der nächste panische Gedanke: wie sollte sich der Hund denn auf dieser schmalen Treppe umdrehen?! Dazu, wo er mit den Vorderfüssen höher stand als mit den Hinterfüssen!
Während mich bei diesen Gedanken die Panik voll erfasste, drehte sich mein genialer Hund auf einmal ganz, ganz langsam zu mir um, ohne von der Leiter zu fallen!!!
Ich glaubte es kaum. Ein Meisterwerk an Geschicklichkeit!
Inzwischen hatte ich natürlich alle Wanderer, die mir auf der Treppe gefolgt waren, gestoppt.
Normalerweise ist diese Treppe hier eine Einbahnstraße, man kann also nur nach oben gehen.
„Ich muss hier wieder runter“, rief ich bestimmt, „ ich kann nicht weiter gehen!“
Alle mussten sich nun mühselig und vorsichtig umdrehen, um wieder hinabzusteigen.
Dass die Treppe nur eine Einbahnstraße war, war mir im Moment völlig egal. Mir war es zwar unangenehm, dass ich alle in Probleme brachte, aber ich wollte jetzt nur noch heil wieder nach unten.
Doch niemand schimpfte. Irgendwie hatten sie wohl meine Panik gespürt.
Ich packte Balu, der nun vorsichtig hinter mir ging, voller Angst am Halsband, redete ihm ständig ängstlich zu, „Bleib hinter mir!“ - was er als Kommando kennt, wenn er genau hinter mir sein soll- und so kamen wir tatsächlich heil wieder nach unten, ohne abzustürzen.
Leise murmelte ich nur zu den anderen Wanderern:
„Es tut mir leid, der Hund kann zwar diese Treppen gehen, aber ich nicht!“
Meine Entschuldigung wurde ohne Kommentar angenommen, und nun konnten die anderen Wanderer ohne uns erneut den Anstieg in Angriff nehmen.
Doch mir war noch lange Zeit ganz elend zumute, der Schock sass zu tief.
In der Nacht hatte ich prompt Alpträume mit dieser „Himmelsleiter“, die ich im Schlaf immer wieder voller Angst mit Balu bestieg.

Tja, und noch etwas versetzte mich in diesem Urlaub in Schrecken.
Wir waren in Dresden auf einem Stadtbummel. Mein Mann machte einen Abstecher an die Elbe, damit ich in Ruhe Shopping gehen konnte.
Als wir uns wieder trafen, sah ich ihn erstaunt an, denn er trug statt seiner Schuhe Sandalen und hatte auch nur noch einen Socken an.
Er grinste nur und meinte: „Ich habe gerade Schrödi das Leben gerettet!“
Was war passiert?
Nun, Balu war durstig gewesen. Gewohnt, in jedes Wasser zu gehen und auch zu schwimmen, war er die Treppe zur Elbe hinuntergegangen, um zu trinken und zu baden.
Doch die letzte Stufe hörte auf der Höhe der steilen Mauer, die hier die Elbe eingrenzt, auf.
Plumps, war Balu im Wasser gelandet. Normalerweise kein Problem, denn er kann ja gut schwimmen.
Doch was er nicht kannte, war die starke Strömung dieses Flusses.
In Sekunden wurde er weggeschwemmt und hatte wegen der steilen Mauer am Uferrand keine Chance, wieder an Land zu kommen!
Wolfgang brüllte wie am Spiess und feuerte Balu zu stärkstem Schwimmen an. Doch es reichte alle Kraft nur dazu aus, dass er nicht weiter abtrieb, sondern auf der Stelle paddelte.
Ja, was blieb also übrig?
Klar, ins Wasser und den geliebten Hund retten!
Wolfgang musste dazu glücklicherweise nicht ganz ins Wasser, denn ein Schritt auf die letzte Stufe der Treppe, die allerdings schon unter Wasser stand, reichte, den Hund im Nacken zu packen und herauszuziehen.
Geschafft!
Umsichtige Ehefrauen werden mich sicherlich verstehen, welche Vorwürfe mir nach diesem Bericht auf der Zunge lagen!
Doch ich war natürlich froh, dass es so glimpflich abgegangen war.
Man sieht, es war ein aufregender Urlaub! Gut für die Nerven!
Aber wir haben uns trotzdem noch bestens erholt, und das Vertrauen unseres Hundes zu uns ist nicht enttäuscht worden.
Auf unserem Tagesausflug mit der Eisenbahn nach Prag entdecken wir unsere alten Freunde wieder, die bunten Kühe, die schon eine Reise durch diverse Städte hinter sich hatten.

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