Wir versuchten nach diesem Zwischenfall schnell, nette Freunde zu finden, und bald war der eklige Genosse vergessen.
Ein Jack Russel hatte es Balu S. besonders angetan. In wilden Kreisen rasten die beiden im Strandsand herum.
Und dann war da noch der nette braune Mischlingshund in seiner Größe, der so gerne baden ging. Und Balu natürlich hinterher, hinein ins Meer!
Ich war froh, dass er nicht so tief hinein ging, dass er schwimmen musste. Wir hatten nämlich keine Handtücher zum Trocknen mitgenommen, und das Wasser war sehr kalt!
Von so vielen tollen Eindrücken und netten Hundebekanntschaften war unser Balu S. dann schließlich geschafft, und so konnten wir, die wir vom nasskalten Wetter etwas durchgefroren waren, zufrieden nach Hause zurückfahren.
Am nächsten Tag ging es dann leider schon wieder ganz nach Hause zurück.
Morgens machten wir noch einen ausgiebigen Spaziergang durch den Ort und das umliegende weitläufige Waldgelände, wobei Balu S. auch wieder in einem riesigen kurzhaarigen Berner Sennenhund und einem Appenzeller- Mix nette Freunde fand.
Allerdings sind Balu S. die großen Hunde immer noch etwas unheimlich. Er spielt lieber mit kleinen Hunden oder denen, die seine Größe haben.
Dann ging es mittags wieder ab in den Zug.
Sein Horror vor dem Einsteigen hatte sich noch mehr gesteigert, und ich konnte ihn kaum noch einfangen, um ihn hochzuheben, als der Zug anhielt.
Die Hektik beim Einsteigen schien ihn sehr zu beeindrucken! Was mich übrigens auch störte!
Ich hoffte, dass ich in Hamburg Zeit finden würde, eine länger stehende Bahn zu finden, wo wir locker ohne Zeitdruck das Einsteigen üben konnten.
Und wir hatten Glück! Unser Zug hatte Endstation in Hamburg HBF.
Also erst mal raus aus dem Zug! Mit einem Riesensatz Balus!
Ich stellte meine Tasche ab, und dann ging ich mit einem Leckerchen bewaffnet zurück zum Zug. Balu ging nur zögernd mit. Doch jetzt hatte ich ja Zeit. Schritt für Schritt belohnte ich sein Näherrücken an den Eingang der Bahn. Dann stellte ich mich auf die Stufen und lockte ihn näher heran. Ja, und da wurde er auf einmal mutig und sprang hinein!
Ich jubelte begeistert! Ging hinterher, und wir tobten kurz.
Dann ging ich wieder hinaus und Balu mit dem gewohnten Riesensatz hinterher.
Raus und rein, hin und her sprang er nun wie ein kleines Teufelchen!
Und es gab immer tolle Belohnungen.
Das war geschafft!!!
Den Aufenthalt in Hamburg nutzen wir zum Spielen, - ich hatte ja sein Spielzeug dabei- und dann wanderten wir auch zwischen den vielen Menschen herum.
Balu fand das alles toll! Schwanzwedelnd trabte er neben mir her.
Ich habe immer den Eindruck, dass er umso lustiger wird, je mehr los ist.
Dieses Verhalten kannte ich von meinem ersten Briard Cadou, der auch Menschenansammlungen und Städtegänge so liebte und dann erst richtig mobil wurde.
Vielleicht doch ein Ur---ur-Erbe???
Nun warteten wir auf unseren letzten Zug Richtung Heimat. Große Menschenmengen warteten mit uns, auf dem Bahnsteig wurde es immer enger.
Als der Zug einfuhr, gab es schnell große Menschen-Trauben vor den Eingängen. So hatten wir mehr Zeit, vor dem Zug zu stehen als bisher, und Balu S., der zuerst wieder sehr ängstlich und unsicher an der Leine hin und her zog, wurde nun beim ruhigen Warten auch ruhiger. Als wir an der Reihe waren, um einzusteigen, machte er sofort einen Riesensatz in den Waggon! Ich lobte ihn ausgiebig!
Klasse! Das war nicht schlecht. Er hatte also gut gelernt.
Wir wanderten durch einige Waggons, um einen Sitzplatz zu finden. Das war kein Problem.
Schließlich fand ich einen leeren Sitzplatz, und Balu legte sich wieder zum gemütlichem Schlaf nieder. Tja, und das war’s. Er schlief bis zur Ankunft in Dortmund, wo mich mein Mann, der dort geschäftlich zu tun hatte, mit dem Auto abholte, durch.
Die meisten Reisenden stiegen amüsiert oder stur blickend über ihn hinweg. Nur wenige gab es, die sich ernsthaft beschwerten und verlangten, dass der Hund „aus dem Weg geräumt“ werden sollte. Aber es gibt eben nicht nur Hundefreunde oder wohlwollende Mitmenschen.
Das ist ja allen Hundebesitzern, besonders seit der zum Teil merkwürdigen Gesetzgebung in Sachen Hund, Leinenführigkeit und Maulkorbzwang, hinlänglich bekannt.
Manche Personen ekeln sich auch zu Tode, oder tun wenigstens so, wenn der Hund sie mal zufällig mit der Nase berührt oder ihnen zu nahe kommt. Auch das erlebten wir.
Wie gut, dass sich Balu S. nichts aus dem Gekreische dieser „netten“ Mitmenschen macht, das dann manchmal losbricht.......
Er bezog es sicherlich nicht auf sich, denn er hat bisher absolutes Vertrauen zu Menschen, da er mit ihnen noch keinerlei schlechte Erfahrungen gemacht hat.
Es gab ja auch genug Mitreisende, die ihn immer wieder mal liebevoll streichelten. Und das zählt schließlich! Er dankte es immer mit freundlichem Wedeln oder auch Lecken der Hände.
Ja, so ging unsere kleine Wochenend-Reise super zu Ende.
Als wir aus dem Zug stiegen, war Balu S. ganz freudig überrascht, dort auf dem Bahnsteig meinen Mann vorzufinden, den er begeistert begrüßte.
Nach einer letzten Autofahrt und einem Restaurant Besuch als Abschluss hatten wir auch dieses Abenteuer erfolgreich bestanden.
Der nächste Tag zeigte uns einen sehr agilen Wäller!
Gut ausgeruht, musste mein Mann viel Energie aufbringen, um ihn im Spiel etwas müde zu toben.
Als ich Mittags nach Hause kam, fand ich die Blätter, die ich zur weiteren Verarbeitung aus meinen im Zug gelesenen Zeitschriften am Abend zuvor auf den Tisch gelegt hatte, in tausend Fetzen am Boden in meinem Zimmer verstreut. Dazu ein Rest eines Strauches, den er irgendwo im Garten ausgegraben und nun fein zernagt hatte.
Ja, ein Leben mit einem kleinen Hund wird nie langweilig!
Wie war das noch mit der Tonkugel vor ein paar Tagen?
Sorgfältig hatte Balu S. sie aus dem Blumenbeet entfernt, auf unsere Terrasse getragen und dort vermutlich fallen gelassen.
So muss es wohl gewesen sein, denn wir fanden nur Hunderte von Scherben wieder.....
Die wollte er dann auch noch weiter mit seinen Zähnen zerkleinern....
Irgendwie hat es ihm der Ton angetan.
Vielleicht weil hier das Kannenbäckerland, das Land der Tonkrugbäcker, ist?!
Am Abend auch noch des zweiten Tages nach unserer Reise war Balu S. so aufgekratzt, dass er Riesensätze durch das Wohnzimmer bis auf das Sofa machte, und mein Mann, der fast unter seinem Temperament begraben wurde, nur noch laut los lachen konnte.
Ja, sein Repertoire an Energie hielt dann noch tagelang an. So, als ob er sich nach so viel Ruhetagen mal wieder abreagieren musste.
Erst lange Spaziergänge und Tobe-Einheiten in den nächsten Tagen brachten wieder den ausgeglichenen Balu S. zum Vorschein, wie wir ihn kennen.
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