T145

Kapitel 14.5. im Jahr 2007

Oktober

Der “Todessprung”

Das Datum des 31.10.2007 wird mir immer in Erinnerung bleiben.
Heute habe ich meinen Balu zum 2. Mal geschenkt bekommen.
Er hat wirklich einen guten Schutzengel!
Er hatte einen Sturz, bzw. Sprung ohne ernsthafte Verletzungen überlebt, was ich nie für möglich gehalten hätte.
Balu ist bereits (oft zu meinem Schrecken!) als Welpe aus allen möglichen Höhen herabgesprungen, ohne sich dabei zu verletzen und er hatte dabei gelernt, dass ihm nichts passiert. So ein Verhalten hatte ich bisher bei keinem meiner vorherigen Hunde erlebt. Diese waren bei Höhen immer sehr vorsichtig.
Bereits einmal hatte ich erlebt, wie Balu als erwachsener Hund auf der Burg Eltz fast über eine Mauer in den Tod gesprungen wäre.
Ich hatte bereits davon berichtet.
Nach diesem Erlebnis habe ich immer Angst, fast kann man es schon eine Neurose nennen, dass das wieder passieren könnte.
Besonders, wenn ich Balu im Urlaub bei anderen Menschen in Obhut gegeben habe, hatte ich immer Sorge und manchmal fast Alpträume, dass er einmal aufgrund einer unüberlegten Handbewegung oder Kommandos dieser Menschen über eine Mauer springen würde und dahinter ein Abgrund wäre.
Wie gesagt, stammen meine Ängste ja begründet daher, als er auf der Burg Eltz versucht hatte, über die Burgmauer zu springen.
Es war purer Zufall, dass ich ihn damals an die Leine gemacht hatte, weil ich so viele ängstliche Hundebesitzer gesehen hatte. Denn normalerweise läuft er immer frei herum.
Als ich damals auf die Mauer zuging, um darüber zu schauen, setzte er sofort zum Sprung darüber an, und ich konnte ihn nur mitten im Sprung gerade noch zurückziehen. Er hätte den Sprung über diese Burgmauer nicht überlebt, denn es ging dahinter metertief über die steilen Felsen hinab.
Manchmal denke ich, Balu springt einfach zu gerne. Und da er mich immer im Auge hat, reagiert er auch unglaublich schnell auf alle meine Handbewegungen und Gesten. Er möchte mir eben immer alles recht machen, möchte super sein und mich immer erfreuen und damit selbst Lob ernten.
Eben ein typischer Wäller!

Ja und heute wurde mein Alptraum Wirklichkeit!
Und ich selbst habe es unbedacht ausgelöst!

Es passierte folgendermassen:
Ich schaute das wunderschöne Häuschen einer Bekannten an, das sich neben dem Haupthaus auf ihrem grossen Gelände befindet, während Balu mit ihrer jungen Schäferhündin fröhlich um uns herum tollte.
Als wir nach der kurzen Hausbesichtigung aus dem Haus traten und schwatzend auf der Veranda standen, schaute ich zur Seite, um zu erfassen, ob sich hinter der Balustrade vielleicht noch ein Garten befände. Ich drehte mich um und ging zügig auf diese ca. 1 m hohe Brüstung der Terrasse zu, während ich neugierig fragte, was denn noch dahinter läge.
Ich muss dabei wohl eine schnelle Armbewegung gemacht haben, um auf das Gelände zu zeigen, die Balu sofort auf sich bezog oder es war grundsätzlich meine schnelle Bewegung auf die Brüstung zu, die ihn anregte.
Während ich nämlich auf diese zuging, startete er bereits blitzschnell kurz hinter mir, und als ich mit wenigen Schritten die Brüstung erreicht hatte, sah ich ihn bereits im Augenwinkel mit einem Satz an mir vorbei über diese Mauer und damit in die Tiefe springen.
Denn hinter dieser Absperrung befand sich in dieser ehemals natürlichen Schlucht ein betoniertes Schwimmbad, in dem sich aber zur Zeit kein Wasser befand.
Balu flog also förmlich an mir vorbei, und als ich ihn in diese Tiefe springen sah, konnte ich nur noch laut aufschreien!
Ich war förmlich erstarrt vor Schreck!
Das kann er einfach nicht überleben, schoss es mir durch den Kopf, so einen Sprung aus dieser Höhe, oder er verletzt sich schwer.
Mein Augenmass ist schlecht, es mögen zwischen 4-6 m Höhe gewesen sein. Ich habe später dieses Foto gemacht, um die Höhe besser abzuschätzen, aber es fällt mir schwer.

k-CIMG0359

An dem Tag, als ich das Foto machte, befand sich noch etwas Wasser im Becken. Von oben sieht der Abstand zum Boden um vieles erschreckender aus.

Balu landete mit den Vorderfüssen voran, wie bei einem seiner normalen Sprünge über ein Hindernis. Er kam- nach für mich entsetzlich langer Zeit- auf dem Betonboden des Beckens auf und federte tief mit seinen Vorderläufen ab. Doch möglicherweise berührte auch sein Brustkorb den Boden.
Beim Aufprall sah ich, wie er sich seitlich etwas wegdrehte und dabei sein Hinterbein etwas seltsam nachzog. Dann stand er langsam auf, bewegte sich dabei aber kaum und schaute mich nach oben blickend fragend an.
Etwas Wasser rann von seinem Fell, denn er hatte wohl eine kleine Pfütze am Boden des Beckens gestreift.
Ich wartete auf eine Reaktion, meinte, Balu müsste doch schreien vor Schmerzen, irgendwo musste doch ein gebrochener Knochen herausragen, es müsste doch irgendwo Blut fliessen!
Nichts passierte!
Es kam kein Schmerzensschrei! -Nichts! Kein Laut!
Balu verhielt sich total ruhig, schaute mich nur völlig erstaunt an.
Erst da merkte ich, dass ich immer noch schrie und Balu deutlich irritiert war durch mein Schreien.
Natürlich war ich sofort still, obwohl es in mir nur so brodelte vor Angst, Schreck und Aufregung.
Wir starrten uns jetzt eine ganze Weile alle nur fassungslos an, der Hund und ich, dann ich und meine Bekannte, die es auch mit angesehen hatte.
Er hatte es überlebt! Es war einfach unglaublich!
Voller Angst beschwor ich Balu, dass er sich ja nicht bewegen sollte. Wer weiss, was doch im Inneren des Körpers passiert war, was ich von aussen her nicht sehen konnte.
Fragend schaute ich nun meine Bekannte an, denn mein Blick schweifte über das grosse Schwimmbecken, in dem sich Balu jetzt befand.
Wie bekomme ich ihn aus diesem auch von der unteren Ebene her über 2 m hohen Becken wieder heraus?
Ich traute mich nicht, zu weit weg zu gehen, wollte nicht riskieren, dass er sich bewegte.
Doch wie kommen wir jetzt zu einer Leiter, ohne erst ins Haupthaus laufen zu müssen. Der Weg schien mir zu lang zu sein.
Immer wieder beschwor ich Balu, still zu stehen, während ich im nahen Umkreis etwas suchte, was ich zum Klettern benutzen könnte.
Und ich hatte Glück!
Ganz in den Nähe lag eine alte Holzpalette, die ich in das Schwimmbad manövrierte und über die ich dann vorsichtig zu Balu ins Becken kletterte.
Hier kam er mir nun strahlend wedelnd entgegen, konnte irgendwie meine Aufregung gar nicht verstehen.
Ich tastete seinen Körper zur Sicherheit noch einmal komplett ab, doch es war nichts Auffälliges zu spüren, alles schien in Ordnung zu sein.
Ich gab Balu das Zeichen, über die Palette rauszuklettern, was er auch problemlos machte.
Oben angekommen, begrüsste er sogleich seine Hundefreundin und begann bald darauf wieder mit ihr munter zu spielen.
Meine Bekannte meinte daraufhin nur fassungslos:
Balu ist wirklich "ein fliegender Hund."
Diesen Ausdruck kannte ich bisher nur von meinen Frisbee-Freunden, doch hier hatte es eine andere Bewandtnis.
Wir konnten es kaum fassen, dass Balu augenscheinlich keinerlei Schaden davongezogen hatte.
Doch noch traute ich der Sache nicht ganz, ich wollte erst mal abwarten, wie es ihm am nächsten Morgen ergehen würde. Ich konnte nur hoffen, dass er keine inneren Schäden davongetragen hatte.

Glauben Sie an ein Wunder?
Ich habe heute eins erlebt!

Als wir abends nach der Autofahrt wieder zu Hause ankamen, konnte Balu mit den Vorderfüssen kaum noch auftreten.
Ich gab ihm sofort eine ganze Palette passender homöopathischer Medikamente, u.a. Rhus tox., Arnika und Bryonia.
Am nächsten Tag schlich er immer noch nur ganz vorsichtig herum und schlief viel. Ein kleiner Spaziergang reichte ihm völlig. Auch die nächsten 2 Tage war er noch vorsichtig beim Gehen und wollte logischerweise auch nicht springen.
Ich entdeckte nach einigen Tagen, als er auf dem Rücken lag, über die ganze Länge seiner Brust einen breiten roten Streifen, der sogar bis in seine weissen Haare hineinreichte. Vermutlich handelte es sich hier um Blutergüsse.
Doch wir merkten ihm nicht an, dass er irgendwelche inneren Probleme hatte, und bald war er fast wieder der "Alte".
Vorsichtig war er allerdings noch sehr lange mit Sprüngen, die er ganz offensichtlich vermied, da sie seinen Gelenken sicherlich weh taten.
Es ist einfach unglaublich, dass dieser „Todessprung“ meiner Alpträume so gut abgelaufen ist.
Ich schreibe es seiner Robustheit, seiner körperlichen Fitness, seiner Durchtrainiertheit durch seine vielen Sprünge durch das Frisbee-Spiel und einer Riesenportion Glück zu, dass es so glimpflich ablief.
Eine gebrochene Rippe, die seine Lunge durchbohrt hätte, wäre sein Todesurteil innerhalb von Sekunden gewesen.
Das war jedenfalls der Kommentar des Tierarztes, den ich natürlich sicherheitshalber nach dem Sprung konsultiert hatte.
Auch er war sehr erstaunt gewesen, wie glimpflich das verlaufen war.

Ich kann im Moment nur sagen:
Ich bin absolut dankbar und glücklich, Balu noch in diesem guten Gesundheitszustand bei mir zu haben.!!!!!!

Ich hoffe, dass dieses Erlebnis kein Nachspiel im Alter haben wird und füttere zur Zeit lieber vorbeugend gelenkstärkende Wirkstoffe wie GAGs (aus den grünlippigen neuseeländischen Muscheln) und Chondroitin täglich dazu.

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