T177

Kapitel 17.7. im Jahr 2010

August

Hundekampf mit Tyson

Der Sommer war in diesem Jahr mit einigen heißen Phasen durchsetzt, immer dann, wenn der heiße Saharawind aus Afrika, Kalima genannt, unsere Insel erreichte. Dann kann man es nur am Strand aushalten, und Balu badet jederzeit gern.
Anfang August, als der Tag etwas kühler zu werden versprach, nahm ich Balu mal wieder mit zum Reitstall. Doch leider kam es nicht dazu, dass er mich auf dem Ausritt begleiten würde.
Schon beim letzten Zusammentreffen der beiden Hunde, des Hofhundes Tyson, dem Mix aus Bull- und Stafford Terrier und Balu, das eine Woche her war, hatte ich leichte Differenzen zwischen beiden bemerkt. Tyson wollte sich nicht mehr gerne von Balu besteigen lassen. Das machte Balu immer nach der Begrüssung, um seine dominante Stellung zu betonen. So knurrte Tyson auch diesmal abwehrend, als Balu das Aufreiten begann. Dann folgte zum ersten Mal eine Abwehrbewegung von Tyson. Es gab ein kurzes, aber ungefährlichen Techtelmechtel zwischen beiden. Daraufhin liess Balu ihn in Ruhe. Mir war klar gewesen, dass diese Abwehr Tysons eines Tages kommen würde, wenn er erwachsen geworden war. Ich glaubte allerdings nach dieser deutlichen Klarstellung, dass damit alles zwischen beiden Hunden für die Zukunft geregelt wäre.
Ich registrierte allerdings mit leichter Beunruhigung, dass sich, als sich Balu nach der Abwehr Tysons wegdrehte, die Rute Tysons beachtlich in die Höhe ging. Sein Selbstbewusstsein stieg durch seinen Sieg für meinen Geschmack zu sehr stark an. Ich hatte ja bei dem vor einigen Monaten von der Strasse aufgelesenen Dalmatiner Mancha miterlebt, wie das später zwischen diesen beiden Hunden ausgegangen war.
Tysons Selbstbewusstsein war damals durch diese Kämpfe sehr stark angestiegen. Er hatte Mancha daraufhin immer wieder heftig attackiert.
Ich hoffte deshalb, dass es mit Tyson und Balu nicht genauso ausgehen würde. Ich hoffte, dass der bisherige Respekt vor Balu ausreichen würde, Tyson von einem ernsthaften Kampf abzuhalten. Doch ich hatte mich getäuscht.
Ich arbeitete zuerst mit dem Hengst Whisky einige Zeit am Boden und sattelte ihn dann, um auszureiten. Mit den Hunden war bis zu diesem Zeitpunkt noch alles friedlich. Bevor ich los ritt, unterhielt ich mich noch kurz mit Manolo, dem Besitzer des Reitstalls. Beide Hunde standen locker um uns herum. Tyson stand neben mir. Er suchte oft meine Nähe um sich Streicheleinheiten abzuholen. Balu stand uns, etwas entfernt, gegenüber.
Und da geschah es ganz plötzlich innerhalb weniger Sekunden.
Wer eigentlich zuerst knurrte, kann ich nicht sagen, doch beide Hunde fixierten sich nur kurz, knurrten und stürzten sich aufeinander. Unsere Kommandos, den Vorgang zu stoppen, kamen zu spät, bzw. wurden überhört.
Im Nu entwickelte sich eine dicke, diesmal ernsthafte Rauferei, bei der keiner der Hunde zurückstecken wollte.
Als ich mir das Ereignis später noch einmal in Ruhe in Erinnerung rief, wurde mir klar, dass es, genau wie mit Mancha, die gleiche Situation war, die einen Kampf ausgelöst hatte. Tyson stand neben einem Menschen, den er liebte, und wollte seinen vermeintlichen Rivalen, in diesem Fall Balu, vertreiben. Bisher hatte er mit seiner Taktik des Angreifens bei Mancha und Wochen später auch bei den Hunden eines Praktikanten immer Erfolg gehabt. Also probierte er es, durch seine Erfolge gestärkt, nun auch bei Balu.
Balu drückte zwar bei diesem Kampf den kleineren Tyson schnell zu Boden, indem er ihn nach Hundeart im Nacken packte. Doch Tyson mit seiner Kämpfernatur gab nicht auf, wehrte sich weiter von unten und biss Balu in die Vorderbeine. Wie sich später zeigte, waren beide Läufe mehrfach zerbissen und bluteten stark.
Es dauerte eine Weile, bis ich einen der wild herumtobenden Hunde erwischen konnte. Ich konnte schließlich Tyson an seiner Rute festhalten und dann Manolo dazu bewegen, auch Balus Rute zu greifen.
Einen kurzen Moment abwartend, wenn die Hunde zum besseren Biss nachfassen wollten, passte ich ab. Dann zogen wir die Kampfhähne langsam auseinander.
Diese Technik sollte man übrigens beherrschen, bevor man sie anwendet und sollte sich niemals als Anfänger in einen Hundekampf einmischen. Manolo war bereits früher bei einigen seiner Versuche, den kämpfenden Tyson von Mancha wegzuziehen, heftig gebissen worden.
Wenn ein Hund kämpft, nimmt er die Umwelt nicht mehr wahr. Und wenn er dann spürt, dass er gepackt wird, dann glaubt er, es ist der Feind und schnappt auch beim Menschen erbarmungslos zu.
Ich kannte dieses Verhalten Tysons, auch nach hinten zu schnappen, wenn man ihn festhalten wollte. Ich war mir auch im Klaren darüber, dass seine Vorfahren für den Kampf gezüchtet worden waren. Das verstärkt bei diesen Hunden noch deren Fähigkeit, gegen Schmerzen und Ansprache abzuschalten.
So hielt ich Tyson vorsichtig, aber mit festem, sicheren Griff an der Rute fest. Ich sprach ihn ganz ruhig und liebevoll solange an, bis er mich wirklich wahrnahm. Erst dann griff ich ihm ins Halsband, um ihn besser festhalten zu können. Doch leider waren wir mit dem Trennen beider Hunde zu spät gewesen, um Schäden zu vermeiden.
Tyson hatte nur leichte Schrammen am Kopf, doch beide Vorderläufe von Balu waren zerbissen. Er konnte nicht mehr auftreten. Er bot ein Bild des Jammers, wie er zu laufen versuchte, doch nur von einem Bein auf das andere hinken konnte.
Danach lag er, leicht unter Schock oder auch aufgrund von Schmerzen, im Haus ganz still an einer Stelle.
Ich behandelte die Wunden antibiotisch, denn leider heilen derartige Bisse sehr schlecht.
Es dauerte auch viele Tage, bis alles wieder verheilt war, und Balu wieder normal laufen konnte.
Das Traurige an diesem Vorfall ist, dass ich die beiden Hunde nun nicht mehr zusammenbringen, Balu also nicht mehr zum Reiten mitnehmen kann.
Mir war nach diesem Vorfall klar, dass Tyson nun erwachsen geworden war. Er würde vermutlich auch irgendwann seine Rechte als Hofhund einfordern.
Problematischer schätzte ich aber seine unglaublich grosse Eifersucht ein. Diese kannte ich ja auch von Balu. Es würde immer wieder zu Konfrontationen kommen.
Sicherlich wäre es möglich, daran zu arbeiten, dass man beide Hunde wieder zusammen bringen könnte. Eine Variante wäre, darauf hinzuwirken, dass Balu sein bisheriges Verhalten ändert, sich also zu Tyson unterwürfig verhält. Die andere wäre, Tyson wieder in seine zu Balu untergeordnete Rolle zu bringen.
Aus Erfahrung weiss ich aber, dass man, selbst wenn man eine deutliche Rangordnung zwischen den Hunden herstellt, dennoch ständig ein Auge auf beide Hunde haben muss, um weiteres Unheil zu vermeiden. Wenn ich auf dem Hof aber mit dem noch recht anstrengenden Hengst Whisky arbeite, muss ich alle Augen bei diesem haben. Dieser Aufwand, Pferd und Hunde gleichzeitig zu beaufsichtigen, ist mir zu hoch. Ich möchte Balu nicht zumuten, eventuell weitere Verletzungen zu erleiden.
So wird also bedauerlicherweise Balu fortan zu seiner Sicherheit zu Hause bleiben, wenn ich reiten gehe. Es gibt ja noch andere gemeinsame Aktivitäten.

Ancon

So gehen wir gemeinsam baden, solange das Wasser noch 22 bis 23 Grad warm ist. Ich merke allerdings, dass Balu nach diesen Wasserspielen, bei denen er Gegenstände aus dem Wasser holt, anschliessend stark humpelt. Ich bin mir noch nicht ganz im Klaren, ob das Wasser, also das Baden selbst, das verursacht oder ob es das Apportieren und Frisbee Spiel am Strand auslöst.

Canadas35

Gemütliches Wandern, wie hier oben in den Canadas, machen Balu zum Glück noch nicht so viel aus. Er begleitet uns immer noch freudig, auch wenn er, wenn es ihm zu warm wird, schnell den Schatten, wie hier in der Höhle am Guerges Steig, aufsucht.

Guergues88

August/September

Filmprojekt

Ich habe mir eine kleine Fantasy-Filmstory ausgedacht, um Erinnerungen an die Nachbarskinder und Balus Kunststücke zu bewahren. Ich stelle beim Filmen fest, dass Balu schon einige seiner Tricks inzwischen etwas luschiger ausführt, da ich in den letzten Jahren nicht mehr so viel Wert auf die korrekte Ausführung gelegt hatte.
Dennoch macht er alles mit grösster Begeisterung mit.
Allerdings zeigen sich auch Balus körperliche Schwächen deutlich.
Ich stelle z.B. fest, dass er sich nicht mehr richtig auf die Hinterbeine stellen kann, was er braucht, um z.B. zu tanzen oder Lichtschalter und Klingelknöpfe zu betätigen.
Um so dankbarer bin ich, dass ich noch einiges von dem festhalten kann, was er an Kunststücken beherrscht und auch freudig ausführt.

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In dieser Filmszene führt das Zauberpferd die Kinder zu einem Baum, in dessen Wurzeln in einer Schatulle eine geheime Karte versteckt ist. Die Schachtel muss natürlich Balu suchen und finden.
Alle Fotos bei diesem Filmprojekt machte freundlicherweise die Mutter der mitspielenden Kinder Alina und Lysan, Christina.

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Die Mutter des spanischen Mädchens Ana, Luisa, ist Hobbyfotografin und übernahm das Filmen.
Für eine Szene in der Stadt Puerto de la Cruz gab ich hier letzte Regieanweisungen.

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Hier gebe ich genaue Informationen für die Filmszene, bei der die Kinder den Weg zu den guten singenden Zauberern suchen.
Leider ist es in diesen Filmtagen sehr heiss, weil uns gerade der warme Wüstenwind aus Afrika erreicht. Balu leidet entsprechend. Doch wir müssen die Zeit nutzen, in der die Kinder ihre Sommerferien haben. So heisst es: Augen zu und durch! Ich denke, es hat sich auch gelohnt! Die nächsten Monate werde ich also nicht nur mit dem Fertigstellen des Wäller Buches, an dem ich schreibe, sondern auch mit dem Schneiden des Films beschäftigt sein.

2002-10-19

Und hier hat uns der Spaßvogel Wolfgang eingefangen!

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