T18

Kapitel 18.0 im Jahr 2011

Januar bis März 2011

Wir sind in das Karnevalsjahr mit der Zahl 11 problemlos und ruhig hineingerutscht. Nun bereiten wir uns auf unsere Weltreise vor, die uns einige Wochen von der Heimat fort führt. Zu meiner grossen Freude ist meine Freundin Edith trotz unserer diesmal sehr langen Urlaubsreise dennoch bereit, unseren Balu in dieser Zeit zu betreuen. Da ist mir doch ein ganz grosser Stein vom Herzen gefallen. Ich weiss, dass sie Balu sehr gern hat, und er liebt sie offensichtlich auch sehr. Doch wenn man berufstätig ist, dazu noch selbständig, dann kann ein Hund eben doch ab und zu eine Belastung sein. Doch Edith war bereit, diese Mühe auf sich zu nehmen.
So starten wir also beruhigt in unseren Urlaub, den wir sehr geniessen. In Neuseeland entgehen wir allerdings nur knapp dem grossen Erdbeben in Christchurch, das sich nur einen Tag nach unserer Abreise aus dieser Stadt ereignete. Niemand ahnte, dass dies bereits die Vorläufer der starken Erdbeben waren, die dann kurz danach in Japan zu der absoluten Katastrophe führten. Dieser Tag, der 11. März im Jahr 2011, wird wohl jedem Menschen in Erinnerung bleiben, der die Berichte über das entsetzliche Geschehen verfolgt hat. Die Zerstörungen durch das Erdbeben und die nachfolgende gewaltige Wasserflut des Tsunamis waren grauenvoll. Die Schäden in den Atommeilern, die zur Freisetzung von Radioaktivität führten, liessen die Welt den Atem anhalten. Im Kreislauf der Natur gehören Zerstörung und Aufbau, Sterben und Leben eng zusammen. Bei derartigen Naturkatastrophen wird einem das wieder sehr bewusst und auch, wie machtlos der Mensch oft ist. Viel Leben wurde bei dieser Katastrophe vernichtet, doch es wurde und wird auch wieder neues geboren.

                         Arek
Für Edith, die sich nur ganz schweren Herzens von Balu trennen konnte, als wir aus dem Urlaub zurückkehrten, gab es auch einen Neuanfang. Sie hatte sich für einen eigenen Hund entschieden. Die Border Collie Hündin ihrer Freundin hatte im Januar Welpen geboren. Mitte März wird also ein vierbeiniger Gefährte bei Edith einziehen und soll natürlich auch bald unseren Balu als Freund kennenlernen.

bArek  - 6 Wochen alt

Der Welpe, auf dem Foto gerade 6 Wochen alt, wurde “Arek” getauft. Auch Balu hatte übrigens von Ediths Nachbarn einen neuen Namen erhalten. Als Edith mit Balu wieder einmal den üblichen abendlichen Spaziergang vor dem Schlafengehen machte, lief Balu an zwei miteinander intensiv schwatzenden Frauen vorbei. Als er so plötzlich vor diesen in der Dunkelheit auftauchte, erschraken sie sehr, mussten dann aber doch lachen. Von diesem Moment an wurde Balu von ihnen “El amigo del noche” genannt, der Freund der Nacht. Das fanden wir sehr lustig.
Edith erzählte noch eine interessante Begebenheit. Sie ging immer früh morgens einen bestimmten Weg entlang, damit sich Balu lösen konnte. Dieser Weg führt an einer Stelle steil bergab. Als es eines Tages geregnet hatte, rutschte Balu vermutlich an diesem stark bemoosten Hang aus. Er schrie jedenfalls plötzlich auf und wollte fortan nicht mehr diesen Weg entlanggehen. Es brauchte geraume Zeit, bis er wieder einigermassen normal an dieser Stelle entlanggehen konnte. Er wollte dieses Stück immer meiden und schaute Edith lange Zeit verzweifelt an mit dem Augenausdruck: “Wir wollen doch nicht etwa hier entlang, hier, wo ich mir weh getan habe, bzw. mich jemand gezwickt hat?” Diese Reaktion zeigte mir, dass Balu an diesem Ort vermutlich wirklich sehr grosse Schmerzen erlitten hatte. Normalerweise ist er nicht so empfindlich. Doch hier reagierte er sehr sensibel. Dass er den Schmerz mit dem Ort verbindet, ist allerdings ganz normal. Dieses Verhalten zeigen alle Hunde und auch andere Tiere. Dieses Wissen sollte man sich übrigens auch in der Erziehung zunutze machen. Dann nämlich, wenn man einem Hund eine unerwünschte Handlung verleiden möchte. Es reicht nicht, den Hund bei seiner Tat nur einmal mit etwas Unangenehmem zu konfrontieren. Er hat beim ersten Mal lediglich gelernt, dass eine bestimmte Handlung an einem bestimmten Ort unangenehm ist. Diese schlechte Erfahrung bei der Ausübung einer bestimmten Handlung muss der Hund solange an verschiedenen Orten machen, bis er selektiert hat, dass nur die Handlung, aber nicht der Ort unangenehme Folgen hat. Erst dann ist ein Lernerfolg erreicht.
Zurück zu Balus Zeit bei Edith: Er hat auch wieder neue Hundefreunde in Ediths Bekanntenkreis kennengelernt. Es zeigte sich deutlich, dass Balu inzwischen sehr differenziert und offensichtlich zu anderen Artgenossen unterschiedliche Sympathien oder Antisympathien aufbringt. Einige dieser Hunde durften nämlich problemlos im Haus sein Spielzeug nehmen, er beachtete sie gar nicht weiter. Anderen erlaubte er nur wenig oder gar nichts. Bei einer Wanderung verbot er einem Rüden sogar das Trinken aus seinem Napf und griff diesen an, als dieser nicht sofort auf seine Warnung reagierte. Da dieser Rüde mit anderen Hunden zusammen lebt, war er es gewohnt, sich unterzuordnen. Es passierte also nichts Ernsthaftes bei dieser kurzen Streiterei. Der Besitzer kannte derartige Querelen durchaus auch von seinen Hunden und sah den Vorfall als nicht so tragisch an. Doch für Edith war es ein grosser Schreck, als sich Balu so vehement durchsetzte. Sie erlebte es zum ersten Mal, dass sich Balu so verhielt. Sie kannte ihn immer nur freundlich zu allen Hunden. Doch ein Hund ist eben kein Plüschtier, auch wenn er manchmal so aussieht, sondern ein Lebewesen mit eigenen Gefühlen und Vorstellungen.

b Balu mit Kragen-k

                   Operation

Etwas anderes hatte Edith allerdings viel mehr in Schrecken versetzt. Sie beobachtete, wie sich Balu an seinem Oberschenkel intensiv leckte und entdeckte ein für sie schrecklich aussehendes Geschwür. Voller Entsetzen rief sie ihre Freundin zu Hilfe, um das anzuschauen und suchte schnellstens einen Tierarzt auf. Dieser riet zur Operation, und so entschloss sich Edith nach langem Überlegen, uns trotz Urlaub zu benachrichtigen. Ich kannte allerdings Balus Problem, dass schon länger bestand. So konnte ich sie beruhigen, dass es nichts Gefährliches war. Es handelte sich um eine Talgdrüse, die sich in Abständen immer wieder entzündete. Bereits vor unserem Urlaub war die Entzündung schon einmal so stark gewesen, dass ich ernsthaft überlegt hatte, dieses Problem chirurgisch entfernen zu lassen. Da die Wunde aber problemlos wieder abheilte, dachte ich nicht daran, Edith davon zu erzählen. Ich hätte ihr sicherlich viel Aufregung erspart. So brachte sie also unseren Balu zum Tierarzt. Die OP war keine grosse Sache, doch mir war klar, dass Balu, sensibel, wie er nun einmal war, die Praxis danach nicht mehr gerne betreten würde. So musste die arme Edith dann auch unserem Hündchen gut zureden, als sie zur Nachsorge antreten musste. Doch alles verlief gut. Balu bekam erst einmal einen grossen Trichter um den Hals, damit er die Wunde nicht lecken konnte. Mit dem Trichter rempelte er in Ediths Zuhause überall an und war total irritiert. Ich riet Edith deshalb, den Trichter abzunehmen und Balu durch Ermahnen mit Worten klar zu machen, dass er nicht lecken sollte. Ich weiss, dass man diesem klugen Hund das tatsächlich auf diese Weise klar machen kann, was man nicht wünscht. So hat es denn auch direkt nach der ersten Ermahnung geklappt. Edith opferte aber doch für die Nacht, wenn sie Balu nicht mehr im Auge hatte, vorsorglich ein altes T-Shirt, das sie ihm überzog, damit er nicht lecken konnte. Das liess er willig über sich ergehen, und die Wunde heilte gut ab.

Arek - diese Augen500

Klein Arek wurde natürlich auch regelmäßig besucht, und der süße kleine Kerl wuchs zusehends.

Als ich Balu nach unserem Urlaub von Edith abholte, bebte er vor Wiedersehensfreude. Wie ein Flummy hüpfte er um mich herum, die Vorderbeine gleichzeitig in die Luft schleudernd. Edith lacht heute noch darüber, wenn sie sich an seinen Tanz erinnert. So hatte sie ihn noch nie erlebt. Es war deutlich zu sehen, wie glücklich er war. Er wich mir nicht mehr von der Seite. Obwohl Edith an diesem Tag noch eine lange Wanderung mit ihm gemacht hatte, schien alle Müdigkeit wie weggeblasen. Zu Hause angekommen, wollte er unbedingt sofort mit mir spielen und fand kein Ende. Auch die nächsten Tage liess ich ihn viele Kunststücke machen, um ihn auszulasten. Er forderte es. Seine Augen leuchteten nur so vor Begeisterung. Dann kehrte allmählich der normale Alltag ein. Das bedeutet für uns: täglich ausgiebige Spaziergänge und viele Spieleinheiten.

                 Balu bewacht uns
Noch etwas Seltsames beobachtete ich vor ein paar Tagen. Während ich mit einer Bekannten plaudernd vor unserem Haus stehe, schaut jemand um die Ecke unseres Gartentores, das sich weit entfernt vom Haus befindet. Diese Person ist mit einem langen Mantel und Hut bekleidet. Sie sieht wahrhaftig etwas unheimlich aus, denke ich, als ich diese kurz im Augenwinkel registriere. Im selben Moment höre ich Balu neben mir knurren. Er schaut direkt auf diesen Mann, der daraufhin schnell verschwindet. Balu blieb zwar die ganze Zeit neben mir liegen, hatte aber alles gut im Auge. Ich war sehr verblüfft über seine Reaktion. Es gab bisher so wenige Momente in seinem langen Leben, in denen er Menschen angeknurrt hatte.

b Ausblick Buenavista-k

                       Besuch

Unsere Freundinnen Leo und Desi sind bei uns zu Besuch, und wir unternehmen einen Ausflug nach Buenavista. Balu steht hier auf der Aussichtsplattform mit dem fantastischen Blick auf Buenavista und auf dem Foto unten Richtung Teno Gebirge, bwz. dessen Küste mit dem Leuchtturm am Ende der Strasse.

b Ausblick Teno-k

Wir fahren weiter bis an diesen Leuchtturm. Das Foto zeigt auf den Felsen Wolfgang und Desi, die gerade von einer Riesengischtwelle naß geworden sind. Eigentlich sollten dort tolle Starfotos entstehen, doch die waren buchstäblich ins Wasser gefallen.

b Teno foto 2-k

Meine Freundin Leo schaute auch sehr erschrocken, als die große Welle über die beiden schwappte.

b Teno Leuchtturm 4-k

Balu ging dann lieber an einer ruhigen Badebucht im Meer baden.

b Teno Leuchtturm 1-k

Ausflug nach Medano

Beim Ausflug nach Medano war das Baden im Meer dann schon viel einfacher, denn hier gab es ausnahmsweise mal fast keinen Wind und kaum Wellen.

b Medano 1-k

Der warme Wind liess unser Hündchen auch schnell wieder trocknen, und die Ohren flogen keck in die Höhe.

P1010426-kl

Anschließend gab es das obligatorische Eis für die Menschen, und natürlich lohnt sich für Balu das Warten auf einen kleinen Rest der Eistüte.

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